Die Jüdische Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs befindet sich seit langem in einem unannehmbaren Zustand. Im Laufe der Jahre sind die Grabsteine durch Verwilderung (u.a. Wildwuchs, Baumstämme, Regen und eine fehlende Beschilderung) unzugänglich geworden. Andere sind überhaupt nicht erkennbar oder aufzufinden.
Trotz aller Bemühungen reicht der Einsatz in diesem Bereich nicht aus. Das Konzept dieses Projektes ist durch die freiwillige Mitarbeit der Wiener SchülerInnen, Jugendlichen, Studierenden und anderen Interessierten einen ersten Schritt zu setzten, um den Friedhof in einen würdevollen Zustand wiederherzustellen. Dabei entsteht ein Brückenschlag zwischen der jüdischen Geschichte der Stadt Wien und der heutigen Generation.
Die Initiative trägt den Namen „re:Member„. „re:member“ steht für die Verbindung zwischen jugendlichen und interessierten Mitgliedern der Gemeinde („Members“) und den einstigen, etwas vergessenen Mitgliedern, die durch das Projekt wieder in Erinnerung gerufen werden sollen
(„Remember“) und somit wieder ein Teil der Gemeinschaft werden („RE-member“).
Re:Member steht auf 3 Säulen.
Pflege
Ein Teil der momentanen Schäden ist leicht umkehrbar. Die allgemeine Reinigung und Entfernung von schädlichen, Stein-zerstörenden Pflanzen wird nicht nur einer Begrenzung der jetzigen Schäden dienen, sondern auch für die Vermeidung von weiteren solchen Schäden sorgen. Andere Schäden brauchen professionelle Arbeit. Das wären die Sanierung der Schrift oder die Sanierung der Grabsteine selber. Im Rahmen dieses Projektes werden solche notwendigen professionelle Sanierungen erst gemeldet, um genauere Abschätzungen über weitere Kosten der künftigen Schritte zu ermöglichen. Weiteres könnte die Beschilderung verbessert werden.
Dokumentation
Das Matrikelamt der IKG stellt Informationen über und mittels ihrer berühmten Gemeinde Indexbücher (Geburts-, Ehe- und Sterbebücher, die bis 1800 reichen) an Familienangehörige weltweit zur Verfügung. Diese Informationen sind von enormer Bedeutung und beinhalten auch den genauen Standort von Grabsteinen vieler JudInnen. Dieser Index ist in mehreren Bereichen jedoch unvollständig. Er enthält kein Photoarchiv, bietet keine digitalen Eintragungen und Übersetzung der Schriften an und in manchen Fällen werden die Standorte falsch angegeben. Noch dazu umfasst der Index nicht alle Grabsteine, die in den jüdischen Friedhöfen in Wien liegen. Re:Member setzt sich als Ziel die Erstellung eines Photoarchivs mit genauer digitaler, in Englisch und Hebräisch übersetzter Eintragungen aller (noch) lesbarer Schriften. Das Projekt wird die Entdeckung und Aufhebung von Index-Ungenauigkeiten ermöglichen und zur Ergänzung der fehlenden Standorte von Grabsteinen beitragen.
Eine fundierte Auseinandersetzung mit diesem Thema von Fachleuten und AkademikerInnen wäre wünschenswert.
Brückenschlag
Die Initiative legt großen Wert auf seine TeilnehmerInnen, die jüngeren Generationen, die dadurch ihre Verbindung zu der reichen Geschichte der Wiener JüdInnen schaffen und auch ein Zeichen setzen werden. Die Vergangenheit in Erinnerung zu halten und zu Ehren, mit ihr in einem unmittelbaren Kontakt zu kommen, den weiteren Zugang, physisch wie auch online, sowohl für zukommende Generationen als auch für das ganze Volk Israels und künftige Recherchen zu ermöglichen sind Ziele der Initiative.
Organisation
re:Member ist ein gemeinnütziger österreichischer Verein (ZVR 1423895764), der ausschließlich aus FreiwilligerInnen besteht.
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